Ihr habt die richtige Nische für Euer FinTech gefunden, habt aber Schwierigkeiten, über Euren spezifisch abgegrenzten Bereich hinaus Kunden zu gewinnen?
Beispiele für erfolgreiche Geschäftsmodelle bei großen FinTechs finden sich zuhauf: Ich kann mich regelmäßig über spannende Nachrichten aus dem FinTech-Bereich freuen. Etwa über N26 und ihre über 900 Mio. USD-Finanzierungsrunde; FinCompare, das von vier Volksbanken, Atruvia und der DZ Bank Gruppe übernommen wurde und zu guter Letzt der EU Digital Market Act. Dieser bietet Euch FinTechs neue Möglichkeiten, im Umfeld von Online-Plattformen zu konkurrieren und innovativ zu sein – und das, ohne sich an unfaire Bedingungen halten zu müssen, die Eure Entwicklung bremsen.
Doch wenn die Grundlage gelegt ist und Euer FinTech nun bei den großen Playern mitspielen möchte: Was ist der nächste Schritt? In meinem heutigen Blogbeitrag schlage ich Euch drei Richtungen zum Erfolg vor: Skalierung, Regulierung und Integration.

1. Skalierung – Think Big

Werden FinTechs nach ihren großen Hemmnissen gefragt, antworten viele von Euch: Skalierung. Dies erklärt sich daraus, dass viele FinTechs häufig in einer Nische starten, auf die ihr originäres Kundenspektrum begrenzt ist. Dem gegenüber verfügen selbst kleine Banken dank ihres, im Verhältnis zu FinTechs, breiteren Produktportfolios über einen großen Kundenstamm, der leicht mehrere Millionen Kunden umfasst. Dadurch können sie digitale Lösungen effizient in großem Maßstab umsetzen. Wenn diese digitale Lösung dann von einem FinTech kommt, entstehen für dieses neue interessante Geschäftschancen mit niedrigeren Customer Acquisition Costs und geringeren technologischen sowie regulatorischen Eintrittsbarrieren.

Zwischenfazit: Allianzen mit Banken können Euch schnelle Zugänge zu großen Kundenstämmen eröffnen.

2. Regulierung – ohne geht’s nicht

„Nicht schon wieder”, mag der eine oder andere sagen. Denn dass es zum Schutz von Kunden und für eine stabile Finanzwirtschaft zahlreiche Regeln gibt, ist kein Geheimnis. Und dass gerade am Anfang Eurer unternehmerischen Journey das Produkt im Mittelpunkt steht, und nicht die nachgelagerten Prozesse, zeigen viele Beispiele.
Ob allerdings das Produktangebot unter einen Erlaubnistatbestand des KWG (Kreditwesengesetz), VAG (Versicherungsaufsichtsgesetz), WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) oder ZAG (Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz) fallen könnte, solltet Ihr schon frühzeitig prüfen. Und dann kommen die nächsten Fragen: Wie wollt Ihr Euer Produkt anbieten – erlaubnisfrei, in einem Kooperationsmodell oder mit eigener Erlaubnis? Auch hier lohnt sich der Diskurs mit Banken, die in der Regel über ein breites Lizenznetzwerk verfügen.

Zwischenfazit: Frühzeitige Prüfung der Lizenzerfordernisse wird durch spätere Zeitersparnis belohnt.

3. Integration – Komplexität meistern
Die meisten FinTech-Anwendungen sind webbasiert und haben an sich kaum Integrationsaufwand. Bei den Banken sieht dies anders aus: Ihre Systeme müssen vielfältig mit der neuen Anwendung kommunizieren. Das bringt technische Fragen mit sich, aber auch strategische: Wie viel nützt mir als Bank eine zusätzliche, z.T. nur inkrementelle Verbesserung durch eine FinTech-Lösung, im Gesamtkontext meines Frontends oder Risikomanagements oder eines anderen betroffenen Systems?

Auch hier lohnt sich ein frühzeitiger Austausch, um später nicht von ungeahnter Komplexität überrascht zu werden. Und obendrein erfahrt Ihr so auch frühzeitig, ob Ihr einen wirklichen Pain Point löst.

Zwischenfazit: Eure Anwendung an sich mag einfach integrierbar sein – doch gilt das auch für ein komplexes Netzwerk mehrerer Umsysteme, die mit Eurer Anwendung kommunizieren sollen?

Die oben genannten Punkte sind ehrlich gesagt, auch über das Thema möglicher Kooperationen hinaus, für eine erfolgreiche Lösung wichtig. Was ich aus langjähriger Praxis aber nur empfehlen kann: Bleibt frühzeitig offen für viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit mit Banken kann hier auf viele typische Fragestellungen wie Skalierung, Regulatorik und erleichterte Integrationsfähigkeit einzahlen. Und wie immer im Leben: es führen mehrere Wege zum Erfolg.

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