Zahlungsverkehr mit FTAM oder EBICS war über 25 Jahre geprägt von Widersprüchen. Jede Form der Kommunikation war eine Einbahnstraße, stets gab es nur eine technische Quittung und man konnte erst sicher sein, dass wirklich alles funktioniert hatte, wenn man zeitversetzt das Kundenprotokoll manuell abgeholt und durchgelesen hatte. Wenn man so will, ist der Vergleich mit einem postalischen Brief im blickdichten Kuvert verschickt und die Antwort dann irgendwann per Brief im Kuvert zurück per Postweg das passende Bild für den Prozess. Auch wenn die Übertragung natürlich sehr viel schneller ausgeführt wurde als der klassische Brief per Post.

Nun, die Zeit schreitet voran, das Bedürfnis nach einer sekundenschnellen und vor allem qualitativ aussagekräftigen Antwort wird heute vorausgesetzt. Auch EBICS muss dieser Forderung langsam (endlich!) Rechnung tragen und neue Mechanismen anbieten.

Dabei darf aber das bisherige Verfahren der wechselseitigen Übertragung von Auftrag und dessen Beantwortung nicht einfach ignoriert oder gar abgeschaltet werden. Bestehende Prozessabfolgen im EBICS haben ihr bewährte Existenzberechtigung, vor allem, wenn es dabei darum geht, sehr große Datenmengen zu übertragen, die auch heute noch mehrere Minuten für eine vollständige Verarbeitung benötigen. Gerade diese Fähigkeit ist die immer noch herausragende Eigenschaft von EBICS.

Trotz allem muss es in Zukunft aber auch im EBICS-Protokoll möglich werden, kleinere Datenmengen schneller und vor allem mit sofortiger fachlicher Antwort versenden zu können.
Um diesen künftigen Anforderungen Rechnung tragen zu können, wurde das EBICS-Protokoll um die EBICS-Echtzeitnachrichten erweitert. Darin wird ein zweiter bidirektionaler Kommunikationskanal zwischen Kundenprodukt und EBICS-Bankrechner aufgebaut. In der aktuellen Spezifikation wird dieser Kanal zunächst nur für Ad-hoc-Meldungen vom Bankrechner zum Kundenprodukt genutzt.

In Zukunft kann dieser nun existierende Kommunikationskanal auch für Einreichungen und eine im Bankenumfeld bankfachliche Sofortverarbeitung eingesetzt werden. Diese kann dann auch die notwendigen Rückmeldungen erzeugen und dem Nutzer sofort – wie im Onlinebanking – eine qualitative Rückmeldung anzeigen.

Derzeit wird dieses Einreichungsformat noch mit speziellen EBICS-Systemen pilotiert und ist im Markt nicht allgemein etabliert.

Aber viel wichtiger als obiges Zukunftsszenario ist die allgemein verfügbare und bereits seit zwei Jahren spezifizierte Form der asynchronen Rückmeldung an Kundensysteme und deren Nutzer, d. h. die Firmenkunden. Diese EBICS-Echtzeitbenachrichtigung ist in der Anlage II der EBICS-Spezifikation dokumentiert und kann von allen Herstellern umgesetzt werden. Sie bietet einzigartige Möglichkeiten Kunden, Firmenkunden, schnell und zeitnah über alle Arten der Änderungen an ihren verschiedenen Konten zu informieren.

Mit dieser neuen Fähigkeit des EBICS-Protokolls ist es künftig möglich, bereits zum Zeitpunkt der Buchung eine Echtzeitnachricht per EBICS an den Kunden und sein Kundensystem zu senden. Dafür stellt die EBICS-Infrastruktur dann eine Schnittstelle zur Verfügung, die in entsprechende Buchungssysteme integriert werden kann oder es wird auch möglich sein, beliebige andere textbasierte Nachrichten aus anderen bankfachlichen Systemen zu nutzen und so die Firmenkunden stets mit neuen Nachrichten zu versorgen. Je nach Leistungsfähigkeit der Kundensysteme können wirklich viele neue interessante Anwendungsformen geboren werden.

Bei Banken, die eine so enge Kopplung zwischen EBICS und ihren Fachanwendungen nicht wünschen oder für die eine Einbindung zu kostenintensiv ist, wird eine weitere Option Interesse wecken.
EBICS-Bankrechner – wie TRAVIC-Corporate – können bei jeder Bereitstellung von Daten eine sofortige Nachricht an das oder die dem Kunden zugeordneten Kundensysteme senden und so signalisieren, dass neue Daten, z. B. ein Kontoeingangsavis, vorliegen.

Diese Form der Benachrichtigung wird besonders im Rahmen der Instant-Payments-Zahlungen bei Firmenkunden Interesse hervorrufen. Künftig werden – reguliert – immer mehr Zahlungen auf Instant Payments basieren und somit schnell ausgeführt werden. Das bedeutet, dass auch der Zahlungseingang beim Firmenkunden sofort anzuzeigen ist, damit die Ware oder Dienstleitung schnell geliefert bzw. geleistet werden kann.

EBICS-Echtzeitbenachrichtungen sind da der elementar wichtigste Bestandteil einer Instant-Payments-Lösung über die gesamte Strecke.

Diese Nachrichten sind auch so strukturiert aufgebaut, dass Kundensysteme – wie z. B. TRAVIC-Port – daraus intern Aktionen ableiten können. Automatisierte Abholungen der von der Bank bereitgestellten Daten werden möglich.

Und wenn sich die EBICS-Echtzeitbenachrichtigungen im Markt mehr und mehr durchsetzen, werden sich die vielen Hoffnungsabfragen der Kunden – 80 bis 90% der Kontoauszugsabfragen von Kunden werden mit „no data“ beantwortet – nicht mehr stattfinden. Die Kunden werden sich auf diesen neuen Mechanismus verlassen. Das bedeutet für die Betreiber von EBICS-Bankrechnern, dass diese nur noch Verbrauchskosten verursachen, wenn tatsächlich Daten vorliegen. Dies ist ein wichtiger Einspareffekt für Banken, der bedeutet, dass ihre Serversysteme kleiner ausfallen dürfen und tatsächlich viel weniger frequentiert werden.

Das ganze Szenario kann aber nur Fahrt aufnehmen, wenn Banken anfangen, diesen Service anzubieten; ein Warten auf die Kundenprodukthersteller wird nicht funktionieren, da diese stets erst dann Änderungen in ihre Produkte einbauen, wenn es tatsächlich auch Lieferanten – sprich EBICS-Bankrechner – gibt.

Mein Appell an die EBICS-Banken: Starten Sie den neuen Service, um die nächste Generation des EBICS-Protokolls für sich selbst und vor allem zum Vorteil Ihrer Kunden zu nutzen.

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