2016 habe ich an einem Produkt für Geschäftskunden gearbeitet. Wir dachten, dass über das Konto, Zahlungsverkehr und Kredit hinausgehende Angebote wie Steuerberatung, Buchhaltung und Immobilien ein interessanter Mehrwert wären. Diese Mehrwerte liefen damals unter dem Begriff „Beyond Banking“ oder heute Open Economy und beschreiben Leistungen, die durch Bezüge zu anderen Industrien über das herkömmliche Bankgeschäft hinausgehen.

Mit FIDA werden diese Angebote perspektivisch möglich. FIDA ist die Financial Data Access Regulation der EU, aktuell noch in der Konsultationsphase. FIDA regelt den Austausch von Daten der Finanzindustrie wie z.B. Depot-, Kredit- und auch ausgewählte Versicherungsdaten und ebnet damit den Weg zu Open Finance. 

Wie alles begann

Den Ausgangspunkt bildete bereits 2007 die PSD1 unter dem Stichwort Open Banking. Damals ging es allein um den Zahlungsverkehr und die Schaffung eines einheitlichen Rahmens für diesen, der gleichzeitig den Wettbewerb fördert und den Verbraucherschutz stärkt. Dadurch ist bis heute mit Zustimmung des Kunden der Zugang zu seinen personenbezogenen Daten und Produktdaten über die Unternehmensgrenzen hinweg möglich. Das technische Vehikel sind APIs, also Schnittstellen zum Abruf von Zahlungsverkehrsdaten und zur Auslösung von Zahlungsverkehrsaufträgen bei kontoführenden Instituten über Dritte. So kamen auch Fintechs in den Regulierungskreis hinein.

API-Services first

In der Folge begann die Bereitstellung von diversen Bankdienstleistungen über APIs, um eine umfassende Finanzerfahrung zu ermöglichen. Dabei spezialisierten sich einige Anbieter insbesondere auf die Bereitstellung ihrer Lizenz und der jeweiligen Infrastruktur, um so Dritten den leichten Zugang zu Bankprodukten für ihre eigene Wertschöpfung zu eröffnen – Stichwort Banking-as-a-Service.

Fragmentierung leider auch first

Leider ist es keiner der verschiedenen Marktinitiativen gelungen, allseits akzeptierte API-Standards zu setzen, sodass die Open-Banking-Angebote weiter fragmentiert blieben. Wir gehen davon aus, dass es heute mindestens sechs verschiedene solcher „Standards“ gibt. Dies führt auch dazu, dass die Potenziale von PSD2 und dem Datenzugriff nur unzureichend genutzt werden.

Wo die Reise nun hingeht

Am 28. Juni 2023 wurde der EU-Legislativvorschlag zu FIDA veröffentlicht, aus dem die weitere Öffnung der Finanzmärkte zu Open Finance hervorgeht. Dem werden wir in unserem nächsten Beitrag nachgehen, da in der aktuellen Form nachvollziehbar noch verschiedene Fragen wie z.B. nach der Gestaltung der Finanzdatenaustauschschemata, der Monetarisierung und der entsprechenden Use-Cases offen sind.

Als Zwischenfazit bleibt für mich aber schon heute: Im Gegensatz zu der Zeit, als ich an dem beschriebenen Beyond-Banking-Produkt gearbeitet habe, haben wir heute eine andere technologische Basis für Mehrparteieninfrastrukturen und Data-Analytics-Kompetenz. Daher können wir im Gegensatz zum Skalierungsansatz mit standardisierten Lösungen heute vielmehr hochgradig personalisierte Dienstleistungen auf einer erweiterteten Datenbasis kosteneffizient und in Echtzeit anbieten. Dies wird nicht nur im Banking der Fall sein, sondern auch industrieübergreifend funktionieren und einen wichtigen Schritt zur Open Economy mit Open Data leisten. Es lohnt sich also schon heute über die Regulierung hinaus damit anzufangen, an den monetarisierbaren Use-Cases zu arbeiten und Chancen zu nutzen – mehr dazu folgt.

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