Der digitale Euro hat es nicht unter die Top 10 der Google Trends von 2021 geschafft, aber trotzdem wurde kein Thema letztes Jahr so heiß diskutiert wie die Einführung eines europäischen digitalen Zentralbankgeldes. Die Debatte hat gefühlt ihren Höhepunkt erreicht, als die EZB verkündete: „Ja, wir wollen das Thema weiter vorantreiben und wir starten jetzt die Untersuchungsphase“. Spätestens dann ist man auf jeden Fall über das Thema gestolpert.
Was der digitale Euro ist und die Debatte über das Für und Wider wurde schon zur Genüge in diversen Publikationen erläutert.
Eins steht fest: Der digitale Euro wird kommen –früher oder später.
Was jedoch meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung findet, ist die Frage nach dem „Wie“:
- Wie umsetzen?
- Wie den Nutzern verfügbar machen?
- Wie den Nutzern zugänglich machen?
- Wie damit bezahlen?
- Wie akzeptieren?
- Wie abwickeln?
- Und wie sehen die wichtigen Prozesse im Hintergrund aus?
Diese Lücke möchte ich gerne gemeinsam mit euch schließen und Antworten auf diese Fragen liefern.
Der erste Teil meiner Blogserie soll zunächst als Einführung dienen.
Also los!
Anschlusszug verpasst? Dann noch einmal ganz von vorne.
Damit wir alle den gleichen Startpunkt haben, komme ich nicht ganz drum herum, wenigstens auf ein paar Basics einzugehen. Wenn ich vom digitalen Euro spreche, dann spreche ich von dem digitalen Euro der EZB. Zurzeit sind viele Zentralbanken weltweit an dem Thema eines digitalen Zentralbankgeldes oder CBDC (Central Bank Digital Currency) dran. Der digitale Euro ist nichts anderes als eine CBDC.
Während die Bahamas ihre CBDC schon eingeführt haben und China kurz davor ist, befindet sich die EZB noch am Anfang der Reise. Auch private Initiativen, wie Stablecoin-Projekte oder die Idee eines tokenisierten Geldes der Geschäftsbanken nehmen Fahrt auf. Umso wichtiger, dass die EZB hier nicht der Anschluss verpasst.
2026 soll es so weit sein. Das finale „Go“ steht zwar noch aus, aber das ist am Ende eine reine Formsache. Vier Jahre, da mag man denken, das ist doch noch lange hin. Wenn man aber bedenkt, dass die Einführung eines digitalen Geldes für den gesamten Euroraum gut und gerne die Ausmaße eines Großprojekts annehmen wird, sind weniger als 50 Monate aus der Perspektive eines Umsetzers eine echt kurze Zeit …
Umso wichtiger ist es, sich auf eine Einführung und Umsetzung vorzubereiten!
Banken werden die Hauptrolle spielen! Es wird aber auch einige Nebendarsteller geben.
Der digitale Euro wird ähnlich unserem Bargeld sein, das zukünftig in digitaler Form zur Verfügung stehen wird. Genauso wie Bargeld soll der digitale Euro von Privatverbrauchern und Unternehmen als Zahlungsmittel eingesetzt werden können. Sie sind in erster Linie die Nutzer. Über eine Wallet kann beispielsweise jeder Bürger das digitale Bargeld über eine Geschäftsbank beziehen und zum Zahlen einsetzen. Gleichfalls können Unternehmen den digitalen Euro nutzen.
Banken kommt daher eine wichtige Rolle zu: Sie werden die Aufgabe haben den digitalen Euro von der EZB zu erhalten, diesen dann unter die Leute zu bringen. Sie sind Distributoren. Das heißt, Banken müssen die dafür benötigten Anwendungen und die Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Distributoren können aber auch Payment Service Provider, E-Geldinstitute und weitere Zahlungsinstitute sein. Auch FinTechs, die über eine Banklizenz verfügen, wären als Verteiler des digitalen Euros denkbar. Prozessoren oder Serviceprovider könnten das System betreiben sowie die Zahlungs- und Informationsflüsse im Hintergrund orchestrieren. Noch ist alles offen.
Da zukünftig mit dem digitalen Euro bezahlt werden soll, zum Beispiel die Wocheneinkäufe im Supermarkt, muss der Supermarkt das digitale Bargeld auch akzeptieren können. Die Akzeptanzstellen müssen geschaffen werden. Das sind Händler oder Geschäftskunden, die den digitalen Euro als Zahlungsmittel annehmen.
Ein Ausblick auf die nächsten Folgen
Der digitale Euro wird kommen und mit ihm viele Teilnehmer eines Ökosystems, die miteinander agieren werden. Banken können hier eine wichtige Schlüsselposition einnehmen und die Grundsteine für Infrastruktur und Prozesse legen.
In den nächsten Folgen dieser Serie werden wir tiefer eintauchen.
Im zweiten Teil schauen wir uns die zukünftige Rolle der Bank an. Denn sie wird die Anwendungen für den digitalen Euro zur Verfügung stellen. Die Bank also als Wallet-Anbieter? Wie kann der Zugang zum digitalen Euro für jeden ermöglicht werden und welche Services können angeboten werden?
Im dritten Teil gehen wir auf die Prozesse bei den Händlern und Geschäftskunden ein. Am Point of Sale werden sie den digitalen Euro als Zahlungsmittel akzeptieren. Wie kann der digitale Euro akzeptiert werden und wie sehen Abrechnungsprozesse aus? Benötigt der Händler eine „Geschäftskunden“-Wallet?
Es bleibt also spannend!
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