In unserem letzten Beitrag  haben wir euch die Punkte „Teamgeist“ und die richtige „Mischung“ im Kontext von Change nähergebracht. Heute legen wir das mal eine Stufe tiefer! Angenommen ihr kommt in ein neues Projekt und versucht, die Projektmitglieder einzuordnen, sie miteinander zu vergleichen und besonders ihre Persönlichkeit einzuschätzen. Beispielsweise gibt es da oft einen etwas sperrigen Mitarbeiter, bei dem ihr das Gefühl habt, er blockiert womöglich eure Arbeit. Im Normalfall versucht ihr, euch daran zu erinnern, wie ihr bisher mit solchen Mitarbeitern umgegangen seid. Dabei greift ihr aufgrund eurer Erfahrung wahrscheinlich auf euer eigenes System der Persönlichkeitsbewertung zurück. Oder ihr versucht euch an vergleichbare Menschen aus eurer Vergangenheit zu erinnern, um daraus Schlüsse für euren Umgang mit dieser Person zu ziehen. Das hat sich bewährt und je mehr Erfahrungen ihr gesammelt habt, umso leichter fällt es, Personen einzuschätzen und mit ihnen umzugehen.

Bereits in der Antike hat man das so gemacht …

Die Idee, solche Erfahrungen zu strukturieren und in allgemeingültige Konzepte zu fassen, beschäftigte die Wissenschaft schon zu Zeiten des antiken Griechenlands.
In der Psychologie gibt es viele unterschiedliche Arten, Persönlichkeit zu definieren. Dabei finden sich allerdings immer zwei Basiskonzepte wieder:

  • Das Konzept der Einzigartigkeit
  • Und das Konzept der charakteristischen Verhaltensmuster

Das bedeutet, dass jedes Individuum einzigartige Eigenschaften aufweist, die sich jedoch kontinuierlich in seinem Verhalten wiederfinden. Dies wiederum lässt Rückschlüsse auf einen allgemeinen Aufbau von Persönlichkeiten zu.
Dominierend in der Persönlichkeitspsychologie sind zwei unterschiedliche Ansätze. Auf der einen Seite die Klassifikation nach klar unterscheidbaren Typen und auf der anderen Seite die Skalierung unterschiedlicher Dimensionen, sogenannter Traits (Eigenschaften). Im Laufe der Zeit versuchten Psychologen die wesentlichen persönlichkeitserklärenden Traits in Form von Gegensatzpaaren (z.B. extravertiert vs. introvertiert) herauszufinden. Dabei hat sich für mich das Fünf-Faktoren-Model (Big Five) als valideste Methode bewiesen.

Alle Fünf unter Kontrolle haben

 
Die Fünf Faktoren und ihre jeweilige bipolare Definition sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt:

Langfristige Erkenntnisse aus diesem Modell sind beispielsweise die Entdeckung, dass die Punktwerte der Bereiche Neurotizismus, Extraversion und Offenheit zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr deutlich abnehmen. Das heißt, ihr werdet zunehmend weniger labil, sozialisierbar und neugierig! Hinzu kommt, dass die Werte Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit in derselben Periode ansteigen. Das bedeutet, ihr werdet zunehmend teamorientierter und ehrgeiziger.
Wie groß ist jetzt der Nutzen für euch? Kurz: Groß! Okay, etwas ausführlicher geht es auch: Dieses Modell bietet euch die Möglichkeit, dass Betroffene die Umsetzung – welche in zum Beispiel Compliance- oder Automatisierungsprojekten eher als Last empfunden wird – deutlich als Vorteil wahrnehmen. Durch die Kenntnis der Big Five seid ihr in der Lage, einen persönlichkeitsspezifischen Umgang mit allen Beteiligten zu entwickeln. Das erleichtert euch nicht nur die Vorhersage von Verhalten der Personen, sondern versetzt euch auch in die Lage, die empathische Einschätzung der Mitglieder im Projekt wesentlich leichter vorzunehmen.
Eure nächsten Schritte sind, daraus einige intuitive Maßnahmen abzuleiten, z.B. die individuelle Ansprache sowie auch die Verteilung von Aufgaben. Im weiteren Verlauf sprecht ihr die Teammitglieder unter Zuhilfenahme von Tools wie z.B. Nudging oder sozialpsychologischer Judostrategien zielorientiert an.
Das hilft euch nicht nur in der alltäglichen Arbeit im Umgang mit Mitarbeitern, sondern auch bei der Zusammenstellung von Teams. Denn nicht nur der Skill ist entscheidend für den Projekterfolg, sondern auch – und in gleichem Maße – die Persönlichkeit jedes der Teammitglieder.

Im nächsten Beitrag werden wir euch mikropolitisches Handeln erläutern – klingt komisch, ist aber sehr hilfreich!

In der Zwischenzeit könnt ihr weitere nützliche Informationen zum Thema „Changemanagement Plus“ auf unserer Website finden.

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