Eins meiner Traumziele habe ich letztes Jahr verwirklicht: Urlaub auf den Bahamas. Natürlich habe ich mich auf das strahlend blaue Meer, Pudersandstrände und karibische Leichtigkeit gefreut… Worauf ich mich aber am meisten gefreut habe? Genau, den Sand Dollar endlich live mitzuerleben.
Aller Anfang ist schwer – kein Grund den Dollar in den Sand zu stecken
Vor ca. zwei Jahren hat Bahamas als erstes Land der Welt den Schritt gewagt und den „Sand Dollar“, eine digitale Zentralbankwährung, eingeführt. Eins der Ziele war es, Bürgern Zugang zu Bargeld zu ermöglichen und digitale Zahlungssysteme auszubauen. Und natürlich wollte ich unbedingt das digitale Bargeld als Zahlungsmittel auf den Bahamas ausprobieren. Leider kam schon die erste Enttäuschung, als ich in Nassau ins Taxi zum Hotel nach Paradise Island eingestiegen bin. Mit Kreditkarte bargeldlos zahlen? Fehlanzeige. Der Taxifahrer wollte unbedingt Bargeld haben und so musste ein Zwischenstopp am Geldautomaten eingehalten werden. Hätte ich darauf bestanden mit Kreditkarte zu zahlen, hätte ich eine saftige Gebühr von zwei Dollar zahlen müssen. Na gut, dann lieber mit Bargeld. Vor Ort habe ich Taxifahrer und Hotelangestellte ausgefragt, ob sie den Sand Dollar kennen und nutzen. Leider nein und das Zahlungsmittel der Wahl scheint weiterhin Bargeld zu sein. Also nicht viel anders als bei uns in Deutschland.
Während meines gesamten Aufenthalts habe ich keinen Ort finden können, an dem ich mit den Sand Dollars bezahlen konnte. Nur ein Automat in der Hotellobby, den ich zunächst für einen Geldautomaten gehalten hatte (dieser gab nur Prepaidkaten aus), gab Hinweis auf die Existenz des Sand Dollars. Nun muss man sagen, ich habe mich vorwiegend im Touristengebiet aufgehalten. Da mag es durchaus sein, dass dort digitales Bargeld noch nicht angekommen ist. Es sind auch erst zwei Jahre verstrichen seit der Sand Dollar im Einsatz ist. Und auch John Rolle, der Governor der Central Bank of Bahamas, hat in einer Rede im November letzten Jahres auf der Digital Euro Conference betont, dass das Projekt sich noch in den Kinderschuhen befindet und der Anteil des sich im Umlauf befindenden Sand Dollars weniger als ein Prozent des physischen Geldes beträgt.[1] Aller Anfang ist schwer!
Was lernen wir daraus? Die Key-Takeaways zusammengefasst
Der Anfang wird auch für die EZB schwer sein, sofern ein Digitaler Euro, ein digitales Bargeld für die breite Öffentlichkeit des Euroraums, eingeführt werden soll. Die finale Entscheidung soll im Herbst dieses Jahres getroffen werden. In Teil 1 und 2 der Blogartikelserie habe ich bereits über die Grundlagen berichtet. Nun kommen wir zum wichtigsten Teil: Der Einsatz des Digitalen Euros als Zahlungsmittel.
Worauf es hier genau ankommt, habe ich als Key-Takeaways zusammengefasst:
- Aufklärungsarbeit und Kommunikation sollten nicht außer Acht gelassen werden! Es ist wichtig, besonders bei Einführung einer neuen digitalen Währung die Öffentlichkeit so früh wie möglich einzubinden und aufzuklären, damit keine Scheu in der Bevölkerung entsteht, den Digitalen Euro auch wirklich zu nutzen. Vertrauen in ein neues Zahlungsmittel muss erst aufgebaut werden.
- Akzeptanz, Akzeptanz, Akzeptanz! Nichts frustriert mehr als ein Zahlungsmittel, mit dem man nicht überall zahlen kann. Das macht auch PayPal so erfolgreich: Egal, wo ich im Internet einkaufe, ich kann fast überall mit PayPal zahlen. Damit der Digitale Euro erfolgreich wird, sollte daher eine breite Akzeptanz aufgebaut werden, sodass ich als Nutzer sowohl am POS als auch im Internet damit zahlen kann und ich mir keine Gedanken muss, ob mein nächster Händler den Digitalen Euro annimmt.
- Ein reibungsloser Ablauf. Das hört sich so einfach an, aber genau hierauf kommt es an. Weder ich als Händler noch ich als Konsument möchte irgendwelche Brüche im Zahlungsprozess haben. Am besten bemerke ich davon möglichst wenig und die Abwicklung ist schnell. Dabei gilt: das Onboarding für den Nutzer und Händler sollte so einfach und so wenig nervenaufreibend wie möglich sein. Denn nur dann kann ich auch Punkt 2 erreichen: Akzeptanz!
- Einschränkungen ja, aber es sollten auch nicht zu viele Barrieren aufgebaut werden. Ansonsten kann der Effekt auch schnell nach hinten los gehen. In der aktuellen Diskussion überlegt die EZB, eine Obergrenze zur Nutzung des Digitalen Euros einzuführen, um übermäßigen Abzug von Geschäftsbankgeld zu vermeiden. Das ist sinnvoll, dennoch dürfen solche Einschränkungen die Nutzung nicht verkomplizieren oder sogar abschreckend wirken.
- Sicherheit ist das A und O. Nicht nur sollte meine Zahlung auch wirklich von A nach B gelangen, es sollte auch sicher sein. Was der Digitale Euro leisten muss, ist Schutz vor Betrugsfällen, Geldwäsche und vor allem der Schutz der eigenen Daten.
Und zu guter Letzt braucht es auch etwas karibische Leichtigkeit.
Denn eine wesentliche Erkenntnis ist:
- Du nutzt kein Produkt, das du nicht verstehst.
- Auch wirst du kein Zahlungsmittel nutzen, das du nicht einfach und überall einsetzen kannst.
Am Ende des Tages will sich niemand Gedanken über eine Zahlung machen müssen, sondern es zählt einzig und allein, dass die Transaktion sicher und korrekt ausgeführt wird.
Damit wird der Digitale Euro auch ein Erfolg!
[1] https://www.centralbankbahamas.com/news/general-news/the-bahamas-experience-with-the-sand-dollar-remarks-by-governor-john-rolle